Verdient Schweden die Bezeichnung "umweltfreundliches Land"?

Es ist unmöglich, die skandinavischen Länder nicht zu beneiden. Norwegen, Dänemark und Schweden waren so gut im Recycling, dass sie bis 2014 keine Mülldeponien brauchten. Genau wie die Gefängnisse dort sind auch die Deponien leer. In Dänemark gibt es jetzt "Hygge" - ein Konzept, das für einen durch und durch umweltfreundlichen und gleichzeitig gemütlichen Lebensstil steht. Was kann man daran nicht mögen?

In der Regel ist es jedoch Schweden, das die Lorbeeren erntet. Als eines der ersten Länder, das 1991 eine hohe Steuer auf fossile Brennstoffe einführte, bezieht es heute fast die Hälfte seiner Energie aus erneuerbaren Quellen.

Die dortige Regierungskoalition (Grüne und Sozialdemokraten) hat kürzlich angekündigt, dass sie die Mehrwertsteuer auf die Reparatur von Fahrrädern, Kleidung und Schuhen von 25% auf 12% senken will. Dies soll Teil des Plans sein, der darauf abzielt, die Recycling-Bemühungen fortzusetzen.

Es überrascht nicht, dass die Schweden regelmäßig als Vorbild für eine umweltfreundliche Nation angepriesen werden. Das Problem ist nur, dass laut Johan Rockstrom vom Stockholmer Resilienzzentrum die Wahrheit ganz anders aussehen könnte.

Rockstrom weist darauf hin, dass sich die schwedische Verantwortung nicht unbedingt in niedrigen Kohlenstoffemissionsraten niederschlägt. Vor zwei Jahren wurde Schweden in einer ähnlichen Studie des World Wide Fund for Nature (WWF) unter den letzten zehn von 152 untersuchten Ländern eingestuft. Es war besser als das Vereinigte Königreich, aber nicht Kuwait, das den Anfang machte.

Rockstrom hat bestätigt, was andere Wirtschaftswissenschaftler und Spezialisten für erneuerbare Energien bisher nur angedeutet haben: Die reichen Schweden tragen zum Anstieg der Kohlenstoffemissionen bei. Gleichzeitig bleibt das Land abhängig von Importen (einschließlich des Rohstoffs Kohle). Es ist nicht leicht, für die Umwelt zu sein, und es ist auch nicht leicht, Schwede zu sein. Es ist sicherlich nicht mehr einfach, ein umweltbewusster Schwede zu sein.

Übersetzung eines Artikels von Lucy Siegle für The Guardian.

Quelle: www.theguardian.com

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